Die Bibel richtig lesen

Als ich mich daran machte, die heutige Andacht zu schreiben, suchte ich nach einem Wort vom Heiligen Geist. Das ist immer mein Ziel – herauszufinden, was der Herr seinem Volk (einschließlich mir) sagen möchte, und es dann in einfacher Sprache und mit anschaulichen Beispielen zu vermitteln.

Dazu lese ich den Vers in mehreren Übersetzungen und in der Originalsprache – in diesem Fall Griechisch – und schaue mir die wörtliche Bedeutung der Wörter in der Passage an. Das führte mich zum Senfkorn. Ursprünglich hatte ich vor, etwas über Geduld zu schreiben. Wie alle meine Mitmenschen der Millennial-Generation wandte ich mich an Google. Ich suchte nach „Wie lange dauert es, bis ein Senfkorn zu einem Baum heranwächst?“ Die Antwort lautete: „Eine kurze Zeit – nicht mehr als 100 Tage.“ Eine Offenbarung über Geduld, die zwar allgemein zutrifft, aber nicht das sein konnte, was Jesus in diesem Abschnitt vermitteln wollte.

Noch überraschender war, dass ich herausfand, dass ein Senfkorn gar nicht zu einem Baum heranwächst, sondern zu einer Pflanze. Nun frage ich mich: Was genau meint Jesus damit? Dieses Beispiel ergab keinen Sinn. Aber dann erinnerte ich mich an etwas, das ich vor Jahren während meines Theologiestudiums gelernt hatte. Anstatt zu versuchen, die Passage an meine Erkenntnis und meine Umstände anzupassen, musste ich mich, um diese Passage zu verstehen, in die Lage der Menschen versetzen, die vor mehr als 2000 Jahren Jesus zuhörten. Ich musste mich auch fragen: Was wollte Jesus erreichen, als er in Gleichnissen sprach? An wen richtete er sich?

Jesus sprach zu einer Gruppe von Menschen, die mit Landwirtschaft und Ackerbau vertraut waren. Er versuchte nicht, ihnen Botanik beizubringen. Er wollte ihnen lediglich vermitteln, dass das Himmelreich wie diese winzige Sache ist, die sie kannten und die mit der Zeit zu etwas viel Größerem heranwächst. Für die Menschen damals ergab das Sinn, und die Bedeutung wird auch uns heute noch vermittelt.

Als ich diese Passage las, wurde mir wieder bewusst, dass die Passagen in der Bibel einen Kontext haben. Wenn wir diesen ignorieren, erzwingen wir möglicherweise Offenbarungen, die es gar nicht gibt, und versuchen, sie in unsere eigenen Erzählungen, Interpretationen, Kultur und unser Verständnis einzupassen. Die Bibel, ihr Kontext und ihre Zeit haben ihre eigene einzigartige Stimme. Wenn wir uns dafür entscheiden, diese zu unterdrücken oder sie zu zwingen, sich unseren Vorstellungen anzupassen, laufen wir Gefahr, die Bibel falsch zu lesen und in die Falle zu tappen, vor der Paulus gewarnt hat. Es reicht nicht aus, das Wort der Wahrheit zu teilen – wir müssen lernen, das Wort der Wahrheit richtig zu teilen!

2. Timotheus 2,15 – Bemühe dich darum, dich vor Gott zu bewähren, als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der das Wort der Wahrheit richtig teilt.

Fragen zum Nachdenken: Lasse ich der Bibel ihre eigene Stimme? Erzwinge ich eine Offenbarung, die nicht da ist? Habe ich den Kontext berücksichtigt, in dem die Passage geschrieben wurde? Teile ich das Wort der Wahrheit richtig?

Wenn Ihnen das gefallen hat, werden Sie meine wöchentliche Andacht lieben, die Ihnen hilft, sich in kleinen, praktischen Weisheiten aus der Bibel zu nähren. Klicken Sie hier, um sich anzumelden .