Ein Gott, der mich siehtBeispiel
Gott ist gnädig!
Ist dir Hagar sympathisch?
Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind Hagar nicht besonders leiden mochte. Schließlich hatte sie sich ihre Situation selbst eingebrockt - so dachte ich.
„Als sie [Hagar] aber sah, dass sie schwanger war, da wurde ihre Herrin gering in ihren Augen." (1. Mose 16,4b ELB)
Sobald Hagar schwanger war, blickte sie auf Sarai herab. Vermutlich benahm sie sich respektlos ihrer Herrin gegenüber. Und Sarai zog Konsequenzen. Sie beginnt, Hagar schlecht zu behandeln und zu erniedrigen.
„Selbst schuld“ dachte ich als Kind. In meiner Unwissenheit konnte ich noch nicht sehen, dass Hagar keinerlei Selbstbestimmungsrecht über ihren eigenen Körper hatte - und damit auch für ihre Schwangerschaft nicht die Verantwortung trug. Noch dazu einer Schwangerschaft, die aus dem (nachvollziehbaren) mangelndem Gottvertrauen Sarais entstanden war. Und sie würde anschließend nach vorherrschendem Recht nicht einmal als Mutter ihres eigenen Kindes gelten. Als Sklavin war sie völlig der Gewalt und dem Wohlwollen ihrer Herrin ausgeliefert.
Sie, die wahrscheinlich ihr ganzes bisheriges Leben lang immer am kürzeren Hebel saß und in Abhängigkeit von anderen lebte, war nun womöglich das erste Mal in einer Position, dass sie etwas hatte, wonach sich eine andere sehnte. Sie war diejenige, die mit einer Schwangerschaft gesegnet wurde - nicht ihre Herrin. Hatte sie etwa ein höheres Ansehen vor Gott?
Ihr entstandener Hochmut mag nachvollziehbar sein, macht ihn aber natürlich nicht richtig. Auch Sarais Kränkung und Zorn darüber, sich ansehen zu müssen, dass eine andere von ihrem Mann schwanger wurde, während sie kinderlos blieb und diejenige dann auch noch auf sie herabschaute, ist ebenso verständlich. Doch auch sie reagiert mit Hass und demütigt Hagar. Diese Begebenheit ist gespickt mit unrühmlichem Verhalten aller Beteiligten.
Doch wie reagiert Gott in dieser Situation?
Zunächst begegnet Er Hagar in ihrer Not. Dennoch schickt Er sie anschließend wieder zurück in die Situation, aus der sie geflohen war und verlangt von ihr, sich Sarai unterzuordnen.
Das kann nicht leicht für Hagar gewesen sein. Vielleicht beinhaltete diese Unterordnung auch eine Entschuldigung für ihren Hochmut. Auf jeden Fall bedeutete es, sich wieder dem Wohlwollen ihrer Herrin auszusetzen, die so wenig von ihr hielt. Hagar muss die Konsequenzen ihres Stolzes tragen. Gott befreit sie nicht davon.
Aber! Er tröstet Hagar und Er entlässt sie mit einem großen Versprechen! Sie - diese einfache Sklavin, die nichts besitzt, nicht einmal Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper - würde die Mutter eines riesigen Volkes werden. Ihr Sohn würde stark sein und mutig und er würde wissen, wie man sich durchsetzt.
Auch wenn dem später von Sarai geborenen Sohn Isaak die Verheißung Gottes gilt und er der Erbe Abrahams wird (1. Mose 21,12-13), erweitert Gott das Versprechen zahlreicher Nachkommen, das Er Abram in 1. Mose 12,2 gegeben hat, auch auf Ismael, den Sohn Hagars.
Gott zeigt hier Seine unendliche Gnade: Alle Beteiligten haben in dieser Geschichte Fehler begangen und dennoch zieht Gott Seinen Segen weder von Hagar noch von Sarai ab. Er ist treu und steht zu Seinen Versprechen.
Voller Freude erkennt Hagar diese Gnade und geht bereitwillig wieder zu ihrer Herrin zurück.
Gebet: Vater, Du siehst die Momente, in denen ich falsch handle oder reagiere. Ich danke Dir, dass Du auch mit mir immer gnädig bist. Herr, ich bitte Dich, mir die Zeichen Deiner Gnade in meinem Alltag immer wieder bewusst zu machen und mir neu die Augen dafür zu öffnen. Ich möchte Dir heute begegnen. Amen.
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Von ihrer Herrin Sarai erniedrigt und schlecht behandelt, flieht Hagar. Sie ist schwanger und allein. Und doch - mitten in der Wüste erkennt Hagar: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Gehe mit Hagar in die Wüste und erlebe, wie Gott Hagar in 1. Mose 16 begegnet. - 6 Gedanken zur Jahreslosung 2023.
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Wir möchten uns bei CBN Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen findest du unter: https://cbndeutschland.org/