LEBE 58! - Hoffnung für eine gebrochene WeltBeispiel
Tag 1: Jesaja 58,1-5
Ruf, so laut du kannst! Lass deine Stimme erklingen, mächtig wie eine Posaune! Halte Meinem Volk seine Vergehen vor, zähl den Nachkommen von Jakob ihre Sünden auf! Ach, für wie fromm sie sich doch halten! Sie rufen Tag für Tag nach Mir und fragen nach Meinem Willen. Sie kommen gern zum Tempel gelaufen, um Meine Nähe zu suchen. Weil sie sich einbilden, nach Meinen Geboten zu leben, darum fordern sie von Mir auch ihre wohlverdienten Rechte. „Warum siehst Du es nicht, wenn wir fasten?”, werfen sie Mir vor. „Wir plagen uns, aber Du scheinst es nicht einmal zu merken!” Darauf antworte Ich: Wie verbringt ihr denn eure Fastentage? Ihr geht wie gewöhnlich euren Geschäften nach und treibt eure Arbeiter genauso an wie sonst auch. Ihr fastet zwar, aber gleichzeitig zankt und streitet ihr und schlagt mit roher Faust zu. Wenn das ein Fasten sein soll, dann höre Ich eure Gebete nicht! Denkt ihr, Mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr bloß auf Essen und Trinken verzichtet, den Kopf hängen lasst und euch in Trauergewändern in die Asche setzt? Nennt ihr so etwas „Fasten”? Ist das ein Tag, an dem Ich, der Herr, Freude habe?
Zu Beginn jeder Reise lohnt ein Blick in den Reiseführer. Er hilft uns, Orientierung über Land und Leute, Vergangenheit und Gegenwart zu finden. Vor mehr als 2500 Jahren gab der Prophet Jesaja Botschaften von Gott an das Volk Israel weiter, die für die Menschen seines Volkes überlebenswichtig waren. Wir finden sie in dem Buch des Alten Testaments, das seinen Namen trägt. In den ersten 39 Kapiteln des Buchs Jesaja ist der Ton sehr ernst: es wird oft vom Gericht über Israel und die umliegenden Nationen gesprochen. Aber von Kapitel 40 an ändert sich der Ton hörbar: wird milde, aufmunternd, hoffnungsvoll, wird ganz durchdrungen von Gottes Erbarmen, Seiner Freundlichkeit und Liebe. Eine nationale Katastrophe war geschehen: Große Teile des Volkes Israel waren von den Assyrern, der damaligen Weltmacht, ins Exil verschleppt worden. Manche von ihnen waren aus dem Exil wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.
Aus dieser Zeit stammen die Worte aus Kapitel 58, dem Text dieses Bibelleseplans. Die ersten fünf Verse von Kapitel 58 zeigen uns ein Volk, das glaubt, dass sein Fasten - auf Essen zu verzichten, sich in Sack und Asche zu hüllen, Zeit in der Anbetung zu verbringen, den gewohnten religiösen Ritualen zu folgen - Gott bestimmt gefallen würde. Denn dieses Fasten war ja ein intensiver Ausdruck einer Bitte um Gottes Hilfe und Bewahrung.
Fasten gehört auch zur christlichen Tradition. Bereits aus dem 2. Jahrhundert gibt es Berichte, dass sich die Christen durch ein zweitägiges Fasten auf das Osterfest vorbereiteten. Auch heute noch wird in der Christenheit häufig in der Zeit vor Ostern auf Schokolade, Alkohol oder - etwas neuer - den Konsum Sozialer Medien verzichtet.
Beim Volk Israel ging es damals aber nicht um ein individuelles, sondern vielmehr um ein kollektives Fasten. Nicht nur der Einzelne, sondern die Bevölkerung hielt sich an diese religiöse Übung. Eine vorbildliche Glaubensgemeinschaft also - so scheint es jedenfalls.
Doch bei näherer Betrachtung wirkt das Verhalten widersprüchlich. Einerseits fastet das Volk und führt Bußübungen durch. Doch gleichzeitig hält es sich nicht an die Grundsätze eines freundlichen Miteinanders und der Menschlichkeit: Sie unterdrücken andere, streiten miteinander, werden sogar handgreiflich, und verweigern den Armen eine gerechte Behandlung - während sie selbst aber bei Gott Gerechtigkeit einfordern. (In der nächsten Einheit werden wir stärker auf diesen Aspekt eingehen.)
Das Volk fordert den in seinen Augen verdienten „Lohn“ des Fastens bei Gott ein. Seine Hinwendung zu Gott scheint also nur dem Zweck zu dienen, das eigene Leben zu verbessern - man könnte von geistlicher Selbstoptimierung sprechen. Der Aufbau des Landes und ihrer Häuser soll voran gehen. Kurz: Es geht ihnen um sich selbst. Sie kreisen, auch im Hinblick auf ihre Gottesbeziehung, nur um sich selbst. Gott wird dabei degradiert: der Allmächtige wird Mittel zum Zweck.
Drei Impulse zum Nachdenken:
1. Ging es in der letzten Zeit, ob im Hauskreis oder in deiner Kirche, auch oft oder sogar nur um „uns“? Unsere Probleme, unsere Vorhaben, unsere Ziele?
2.Wie kommt es, dass wir uns so leicht vor allem um unsere eigenen Angelegenheiten drehen?
3. Hast du Gott schon einmal für deine Bedürfnisse und Wünsche unbewusst degradiert?
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Lass dich mitnehmen auf eine Reise - zu einem Herzensthema Gottes. Eine Reise, die dich ermutigen soll, heute eine alte, aber hochaktuelle Botschaft zu leben: die von Jesaja 58. Die Impulse in diesem Bibelleseplan sollen dich anregen, dazu eigene kleine Schritte zu gehen. Denn wir glauben, dass kleine Schritte von vielen Menschen, die sich auf den Weg machen, einer gebrochenen Welt Hoffnung und Heilung bringen können.
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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen findest du hier: https://www.compassion.de/