Kapitel 10

In den Kapiteln 10 - 12 offenbart Gott weitere Einzelheiten über die Zeit der 70 Jahrwochen aus dem vorigen Kapitel (Kapitel 9,24-27). Die Vision beginnt erst in Kapitel 11.

In diesem Kapitel beschreibt Daniel wie es dazu kam. Denn dieses Mal gab es eine dreiwöchige Verzögerung bei der Überbringung der Botschaft. Drei Wochen lang leistete ein satanischer Engel, der über Persien gesetzt war, erbitterten Widerstand gegen den Engel Gabriel, sodass der sogar Unterstützung durch den Engelfürsten Michael benötigte. Es gab demnach Kämpfe in der unsichtbaren Welt zwischen Engeln Gottes und Engeln Satans, die mit menschlichen Augen nicht zu sehen sind.

Für Daniel waren diese Engelbegegnungen und deren Botschaft äußerst anstrengend. Das Aussehen des Mannes, den er zuerst sah (Verse 5-6), erinnert an die Beschreibung von Jesus in Offenbarung 1,13-16. Manche Ausleger halten ihn deshalb für eine Erscheinung von Jesus im Alten Testament vor Seiner Menschwerdung. Andere sehen darin Gabriel, der Daniel schon in Kapitel 9 erschienen war. Nach der Erklärung Gabriels über den Kampf in der Engelswelt war Daniel völlig fertig, sodass er eine übernatürliche Stärkung durch Gabriel benötigte (Verse 18-19).

Zum Nachdenken:

Dieser Einblick hinter die Kulissen der Himmelswelt zeigt, wie Satan um diese Welt kämpft. Ein Kampf zwischen Licht und Finsternis, den die Mächte der Finsternis bereits verloren haben, weil Jesus sie am Kreuz besiegt hat. Aus diesem Kapitel jedoch eine Methode „geistlicher Kampfführung“ abzuleiten, die ganze Länder von dämonischen Mächten befreien will, entspricht weder dem Zusammenhang dieses Textes noch den Aussagen des Neuen Testaments. Wir haben keinen Auftrag, Engelmächte aktiv anzugreifen. Das kann sogar gefährlich werden. Was wir brauchen, ist die Waffenrüstung Gottes (Epheser 6,10-20), womit Jesus selbst gemeint ist. Wenn wir mit Ihm verbunden sind, stehen wir auf der Seite des Siegers.