Schmerz loslassen

„Du kannst nicht das nächste Kapitel deines Lebens beginnen, wenn du ständig den letzten Abschnitt wiederholst.“

Michael McMillan

Wir sind immer noch in dem Einschub bei der Josef-Geschichte, die einen aufhorchen lässt. Wie schon gesehen, gab es verschiedene Parallelen von Juda und Jakob. Fehler sind nicht das Ende von Gottes Geschichte und Seinem Plan mit uns. Nun wollen wir einen Blick auf den Vater von Josef werfen: Jakob.

Lass das Alte los

Jakob verließ Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran.

1. Mose 28,10 | Die Bibel, Neues Leben

Man könnte sich fragen, warum dieser Vers nicht einfach besagt: „Und Jakob machte sich auf den Weg nach Haran.“ Schließlich weiß man aus den vorangegangenen Kapiteln bereits, dass Jakob in Beerscheba ist. Warum also diese Zusatzinformation? Die jüdische Weisheit besagt, dass in der Tora kein Buchstabe überflüssig ist. Jedes Wort hat seine Bedeutung. Demzufolge ist es wichtig zu verstehen, dass die Worte „und Jakob verließ Beerscheba“ eine wichtige Botschaft übermitteln. Diese extra Erwähnung verdeutlicht nicht nur, was er tat, sondern auch, dass er Beerscheba aus seinem Kopf entfernen musste, bevor er sich nach Haran aufmachen konnte. Sie zeigen uns, dass wir erst unser altes Schicksal hinter uns lassen müssen, bevor wir eine neue Zukunft in Angriff nehmen können. Ohne diese Trennung von der Vergangenheit werden wir niemals erfolgreich sein. Bevor Jakob nach Haran reisen konnte, musste er Beerscheba verlassen und bereit sein, sein altes Leben hinter sich zu lassen.

Sein altes Leben war geprägt von Betrug an seinem Bruder und auch an seinem Vater. All seine Vergangenheit und seinen Schmerz verband er mit diesem Ort. Nun ging es vorwärts nach Haran. Doch wir können uns vorstellen, dass die Angst davor, sich von Vertrautem zu trennen, Jakob das Loslassen sehr schwer gemacht hat. Das Herz und der Verstand klammern sich gerne an das Bekannte. Doch um vorwärtszukommen, musste Jakob - und müssen auch wir - uns von alten Gewohnheiten und Mustern lösen und uns auf das Unbekannte einlassen. Das erfordert Mut und Überwindung. Wie bei einer Hängebrücke müssen wir den festen Boden verlassen, um auf die andere Seite zu gelangen. Aber um erfolgreich zu sein, müssen wir bereit sein, Altes loszulassen und Neues zuzulassen.

In dem Einschub der Josefsgeschichte sehen wir Juda, der sich nach dem Verlust seiner zwei Söhne nicht im Stande sah, seinen letzten Sohn der Schwiegertochter als Mann zu geben. Er hielt an der Vergangenheit und seinem Schmerz fest, statt voranzugehen. Erst nach seinem eigenen Fehler sah er dies ein und ließ seinen Schmerz endgültig los, indem er Tamar als seine Ehefrau und ihre Kinder als die rechtmäßigen Erben annahm. Auch das Volk Israel musste diese wichtige Lektion einige Generationen später, als es aus der Sklaverei befreit wurde, erneut lernen. Physisch hatten sie zwar Ägypten verlassen und waren unterwegs, um Kanaan einzunehmen. Aber gleichzeitig steckten sie mit Kopf und Herz noch in der Sklaverei fest. Statt sich auf das Wunderbare einzulassen, das Gott mit ihnen vorhatte, sehnten sie sich sogar nach Ägypten zurück. So kam leider erst die nächste Generation ins „Gelobte Land“, weil die ältere Generation nicht dazu bereit war.

Wovon bist du enttäuscht?

Welcher Schmerz oder welche Enttäuschung begleitet dich bis heute und lässt dich nicht los? Wir alle haben Erfahrungen gemacht, die uns prägten. Vielleicht der Verlust eines geliebten Menschen, das Scheitern einer Beziehung oder der (Unter-) Bruch eines Traums. Diese Erlebnisse bleiben uns oft lange im Gedächtnis und können uns in schwierigen Situationen wieder einholen. Plötzlich reagieren wir mit Angst und können keinen klaren Kopf mehr bewahren und sinnvolle Entscheidungen treffen. Wenn du das kennst, dann erinnere dich daran, was Gott schon alles in deinem Leben bewegt hat. Allein, dass du am Leben bist, atmest und dieses Buch hier lesen kannst, zeigt, dass Gott dich stets versorgt hat. Es zeigt, dass Gott noch nicht mit dir fertig ist.

Herr, ich erinnere mich an alles, was Du getan hast, an alle Wunder, die Du einst vollbracht hast.

Psalm 77,12 | Die Bibel, Neues Leben

Richte deinen Fokus auf Gott

Dieses Bewusstwerden von Gottes Größe hilft dir, deinen Schmerz, deine alten Muster, dein Beerscheba zurückzulassen. Wie bei Jakob ist es wichtig, diese Enttäuschung, den Schmerz und das daraus resultierende Verhalten aus deinem Denken zu eliminieren. Ein guter Tipp ist, den Sabbat/Sonntag dafür zu nutzen. Denn an diesem Tag schauen wir zurück auf das, was Gott in unserem Leben getan hat. Dieser Tag dient uns als immer wiederkehrende Pause im Rhythmus des Alltags, um darüber nachzudenken, wie treu unser Gott ist. Dabei lenken wir den Blick von dem, was uns bedrückt, auf den, der uns rettet. Was ist das konkret bei dir? Was tat Gott bis jetzt alles in deinem Leben?

Lass dein Handeln nicht von deinem Schmerz und deiner Enttäuschung bestimmen, sondern vom Glauben an unseren treuen Gott.

Hältst du noch fest?

Wir wollen dir Mut machen, deinen Verlust und deine Enttäuschungen loszulassen. Trauer braucht Zeit und Unterstützung. Aber ebenso ist es eine Entscheidung, den Schmerz und die Enttäuschung loszulassen, um Neues zu wagen. Worauf wartest du? Gott will dir das Alte und Abgestandene abnehmen. Erinnere dich daran, was Gott in deinem Leben schon alles getan hat. Und dann empfange von Gott einen neuen und frischen Glauben für deine Zukunft!

Du hast mir die Kraft eines Wildstiers gegeben, / mit frischem Öl hast Du mich gesalbt.

Psalm 92,11 | Die Bibel, Neue evangelistische Übersetzung

Schaut nach vorne, denn Ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will Ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.

Jesaja 43,19 | Die Bibel, Hoffnung für alle

Gehört also jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen.

2. Korinther 5,17 | Die Bibel, Hoffnung für alle

Ihr sollt euer altes Leben wie alte Kleider ablegen. Folgt nicht mehr euren Leidenschaften, die euch in die Irre führen und euch zerstören. Lasst euch in eurem Denken verändern und euch innerlich ganz neu ausrichten. Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zu neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach Seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es Ihm gefällt.

Epheser 4,22-24 | Die Bibel, Hoffnung für alle

Der auf dem Thron saß, sagte: „Sieh doch, Ich mache alles neu!“ Und mich forderte Er auf: „Schreib auf, was Ich dir sage, alles ist zuverlässig und wahr.“

Offenbarung 21,5 | Die Bibel, Hoffnung für alle

Deine Aufgaben

Nimm dir nun etwas Zeit, um die folgende Frage zu beantworten und die Aufgabe zu bearbeiten.

Was hat Gott schon alles in deinem Leben bewirkt?

Formuliere deinen Schmerz und deine Enttäuschung auf einem Blatt Papier. Anschließend bete zu Gott, gib Ihm den Schmerz. Zerreiße oder verbrenne dann das Stück Papier.

Gebet

Lieber Vater im Himmel. Ich danke Dir, dass Du mein Herz, meine Gefühle und auch meinen Schmerz und meine Enttäuschungen siehst. Ich will ab heute nicht mehr daran festhalten. Ich gebe Dir jetzt meine Enttäuschung über den Verlust. Ich lasse all das los, was mich bis jetzt eingeengt hat. Du bist mein Tröster. Danke, dass Du mir Ruhe und Gelassenheit gibst. Danke für all das Gute, was ich schon mit Dir erleben durfte. Erinnere mich daran. Und Du bist noch nicht am Ende mit mir. Danke, dass Du Gutes für mich bereithältst. Ich staune schon jetzt darüber, was Du in und durch mein Leben bewirken wirst. Ich liebe Dich.

Amen