Lebensabenteuer Nächstenliebe: Mit Gott im Alltag unterwegsBeispiel

Lebensabenteuer Nächstenliebe: Mit Gott im Alltag unterwegs

Tag 4 von 6

Tag 4 - Wessen Nächster bin ich? (Lukas 10,33; Lukas 10,36; Galater 3,28)

Das Mitleid, das den Samariter bewegt, ist der Auftakt für Veränderung. Es hat aber noch eine weitere spannende Eigenschaft: Das Mitgefühl überwindet die Trennung zwischen Menschen, die sich fremd sind.

Jesus macht bewusst einen Samariter zum Helden Seiner Geschichte. Juden und Samariter waren miteinander verfeindet. Gerade, weil sich die beiden Gruppen so ähnelten: beide beteten im Tempel, lasen die fünf Bücher Mose und stammten von den alten Israeliten ab. Und doch gab es auch gravierende Meinungsverschiedenheiten – vom Standort des Tempels bis hin zum Wortlaut ihrer jeweiligen Bibeln. Wie bei Geschwistern hat diese Mischung aus Ähnlichkeit und Unterschiedlichkeit explosives Streitpotential.

Und doch: Mitleid und Nächstenliebe macht vor Fremden nicht halt. Schon der Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand, der vor knapp 1.700 Jahren lebte, hat darin einen Kernpunkt des Gleichnisses gesehen. „Nicht das Blut, sondern das Erbarmen schafft uns den Nächsten“, sagte er. In anderen Worten: Das Erbarmen kann sich buchstäblich jeden zum Mitmenschen machen, vollkommen unabhängig von Verwandtschaft, Volkszugehörigkeit oder sozialer Klasse!

Diese erstaunliche Wirkung von Mitgefühl erkläre ich mir folgendermaßen: Wahres Mitgefühl nimmt den Blickwinkel des Anderen ein. Ein Synonym von Mitleid ist Einfühlungsvermögen. Einfühlungsvermögen setzt aber einen Perspektivwechsel voraus: weg von mir, hin zu anderen. In der Theorie klar, in der Praxis aber mindestens herausfordernd. Die irische Schriftstellerin Iris Murdoch spricht davon, dass wir andere Menschen oft durch einen „Schleier von Egoismus“ wahrnehmen, mit Blick auf unsere eigenen Bedürfnisse und Anliegen.

Wollen wir uns auf den Weg der Nächstenliebe machen, müssen wir uns daher eine neue Frage stellen. Nicht mehr „Wer ist mein Mitmensch?“, denn dann denken wir ja nach wie vor von uns selbst her. Der Theologieprofessor Wilfried Eisele sagt dazu: „Wer so fragt, kann nach eigenem Gutdünken Liebe gewähren oder verweigern; denn er selbst legt fest, wer sein Nächster ist.“

Jesus stellt eine andere Frage: „Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?“ Jesus fragt aus der Blickrichtung des Überfallenen. Oder auf den Punkt gebracht: Wessen Nächster bin ich? Mit dieser neuen Frage nimmt Jesus uns die Möglichkeit aus der Hand, eigenmächtig zu bestimmen, wen wir als Mitmenschen und wen wir als Fremden behandeln. Ganz schön herausfordernd!

Wie geht es dir damit? Fällt es dir eher leicht oder schwer, dich in die Perspektive anderer hineinzuversetzen? Und welche Menschen würden von dir sagen, dass du für sie ein echter Mitmensch warst?

Tag 3Tag 5

Über diesen Leseplan

Lebensabenteuer Nächstenliebe: Mit Gott im Alltag unterwegs

Nächstenliebe ist kein starres Gebot oder unerreichbares Ideal, sondern lädt uns zu einem Lebensabenteuer mit Gott ein. Mache dich auf eine Reise mit Kopf, Herz, Hand und Lukas. Impulse zum Nachdenken und Mitmachen gibt es hier. Zum Anhören und Selberlesen.

More

Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://compassion.de/